Seit wann sind Sie Kindertagespflegeperson?
Seit Februar 2020.
Wie kamen Sie auf die Idee, diese Tätigkeit auszuüben?
Ich hatte schon immer den Wunsch, Erzieherin zu werden. Mein Weg verlief aber anders, und ich machte eine Ausbildung zur Köchin. Danach war ich in einer Grundschule in der Nachmittagsbetreuung tätig. Dadurch verstärkte sich wieder mein Wunsch, beruflich mit Kindern zu arbeiten. So startete ich 2019 mit meiner Qualifizierung zur Kindertagespflegeperson.
Wie viele Kinder betreuen Sie?
Ich bin in einer Großtagespflegestelle der Lebenshilfe im Angestelltenverhältnis tätig. Hier betreuen wir mit insgesamt vier Kolleginnen maximal 10 Kinder gleichzeitig. Derzeit besuchen 12 Kinder (zeitlich gestaffelt) unsere Großtagespflegestelle.
Was schätzen Sie an Ihrer Tätigkeit, was sind die Vorteile?
Meine eigenen drei Kinder sind erwachsen. In meiner Tätigkeit kann ich die Welt wieder aus Kinderaugen sehen. Es macht mir großen Spaß, die Kinder zu begleiten, mit ihnen zu lachen und sie groß werden zu sehen. Die Kinder bringen mich durch ihre direkten Reaktionen auch immer wieder zum Reflektieren, und ich denke über meine Arbeit und meine eigene Entwicklung nach.
Was ist an Ihrem Job schwierig, was sind die Nachteile?
Es ist nicht einfach, allen gerecht zu werden, wenn gerade mehrere Kinder etwas von mir wollen und mich brauchen.
Aus der Sicht Ihrer Tageskinder: Was erlebt ein Kind bei Ihnen?
Ein Kind würde es schätzen, dass wir nach draußen gehen, durch Pfützen springen, dass es auch mal Sand essen und sich schmutzig machen darf, dass es sich ausleben kann. Alle Gefühle sind bei uns erlaubt – die Kinder dürfen auch sauer sein und ihre Gefühle zeigen. Ganz wichtig finde ich, dass ein Kind bei uns erlebt, dass Fehler dazugehören.
Aus der Sicht der Eltern: Warum ist mein Kind bei Ihnen gut aufgehoben?
Ich lege Wert darauf, offen und ehrlich auf die Eltern zuzugehen. Ich habe immer ein offenes Ohr für sie und nehme sie mit ins Boot. Regelmäßige Gespräche sind mir sehr wichtig, vor allem der tägliche Tür- und Angelaustausch.
Ihre Traumkindertagespflege in 10 Jahren: Wie sieht diese aus? Was hat sich verändert?
Mein Traum wäre es, mich eventuell doch noch selbstständig zu machen und vielleicht gemeinsam mit meiner Tochter zusammen in unserer eigenen Großtagespflegestelle zu arbeiten. Inklusion und Vielfalt ständen für uns im Vordergrund.
Ein ganz besonderes Erlebnis in Ihrer Kindertagespflegestelle?
Ich erinnere mich an alle Kinder, die ich bisher begleitet habe. Ganz besonders erinnere ich mich dabei an mein erstes Kind, das ich unter Vertrag hatte, zu ihm habe ich heute noch guten Kontakt. Und dann fällt mir spontan ein Kind ein, das bei mir Laufen gelernt hatte. Diese besonderen Ereignisse berühren mich sehr und bleiben in Erinnerung.
Interview und Foto: Julia Afgan