Christina Kohn und Julia Kiefer-Kohn betreiben gemeinsam seit Anfang 2022 ihre Großtagespflegestelle Rumpelkiste in Bliesransbach. Diese befindet sich im Erdgeschoss ihres Eigenheimes, in den oberen Stockwerken liegen die Privaträume.
Das Ehepaar betreut, bildet und fördert derzeit insgesamt acht Tageskinder. Christina ist gelernte Friseurin, Julia staatlich anerkannte Erzieherin. Zur Familie gehört auch der 13-jährige Sohn Jannick.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, diese Tätigkeit auszuüben?
Christina: Meine Mutter war selbst als Tagesmutter tätig, daher war mir diese Arbeit vertraut.
Julia: Aus meinem bisherigen Arbeitsleben kannte ich die Kindertagespflege gar nicht. Kennengelernt habe ich die Tätigkeit erst durch Christinas Mutter. Schon lange hatten Christina und ich die Idee, gemeinsam eine Großtagespflegestelle zu eröffnen. Diese Idee entwickelte sich über viele Jahre hinweg immer weiter, bis wir sie mit dem Kauf des Eigenheims schließlich umsetzten konnten.
Was schätzt Ihr an Eurer Tätigkeit, was sind die Vorteile?
Christina: Ich schätze es besonders, dass ich zu Hause arbeiten und mir meine Zeit selbst einteilen kann.
Julia: Ich schätze die hohe Wirkungsfreiheit. Ohne vorherigen bürokratischen Aufwand oder Rücksprache mit Vorgesetzen kann ich spontan Ideen umsetzen. Wir können z.B. einfach losziehen und einen Ausflug zum Pferdehof machen, wenn wir Lust haben. Wir arbeiten nach unserem eigenen pädagogischen Konzept, das wir ständig weiterentwickeln.
Christina: Dabei achten wir vor allem auf die Bedürfnisse der Kinder. Wir nehmen uns viel Zeit, um die Kinder in Ruhe zu beobachten und zu schauen, was sie gerade interessiert. So haben wir vor kurzem die Essenssituation verändert. Die Kinder wollten gerne selbst den Tisch decken. Das ist jetzt festes Ritual vor den Mahlzeiten.
Was ist schwierig, was sind Nachteile?
Julia: In den letzten Jahren gab es häufige Wechsel der Fachberaterinnen. So mussten wir uns immer auf eine neue Mitarbeiterin einstellen. Neu für mich, die ich bisher immer angestellt war, sind die Organisation der Selbstständigkeit und auch die Sorgen, die dazugehören. Es ist nicht einfach, an alles zu denken, es ist sehr komplex. Christina hat da mehr Erfahrung und ist entspannter – wir ergänzen uns sehr gut.
Christina: Ich hatte zu Beginn großen Respekt vor der Zusammenarbeit mit den Eltern. Für Eltern fühlt es sich vielleicht so an, als sei die Beziehung zwischen der Tagesmutter und den Eltern eine Freundschaft. Eine sehr gute Beziehung zu den Eltern ist uns wichtig, zugleich brauchen wir auch Grenzen.
Aus der Sicht der Tageskinder: Was würde ein Kind über Eure Arbeit sagen?
Christina: Ein Kind würde sagen, ich komme jeden Tag in eine Gruppe, in der ich mich wohl fühlen kann.
Julia: Ich habe hier meinen Platz. Ich darf mitgestalten und bewirke etwas. Ich werde gesehen. Jeder Tag ist anders, ganz nach meinen Bedürfnissen. Ich bekomme Zuwendung und Geborgenheit, hier erlebe ich eine warme Atmosphäre in einem fachlichen Rahmen.
Aus Sicht der Eltern: Warum ist mein Kind bei Euch gut aufgehoben?
Julia: Die Eltern wissen, dass ihr Kind hier gesehen wird. Wir nehmen uns viel Zeit für den Austausch mit den Eltern und vermitteln ihnen dadurch Sicherheit.
Christina: Transparenz ist uns sehr wichtig, wir reden offen miteinander.
Julia: Insbesondere merken die Eltern, dass wir auf Augenhöhe miteinander reden.
Eure Traumkindertagespflege in 10 Jahren: Wie sieht diese aus?
Christina: Wir haben eine Turnhalle!
Julia: Mein Slogan zu dieser Frage ist „Unsere Rumpelkiste in Bewegung – wir können immer Veränderung zulassen“
Ein ganz besonderes Erlebnis in Eurer Kindertagespflegestelle:
Christina: In Krisenzeiten wie z.B. einer Erkrankung einer von uns Tagesmüttern, erleben wir sehr viel Einfühlung und Entgegenkommen der Eltern. Sie haben Verständnis und helfen gemeinsam mit, die Ausfallzeiten anders zu überbrücken.
Julia: Und die täglichen kleinen Momente mit den Kindern sind immer etwas Besonderes
Christina: Ja, heute streichelte ein Kind zum Beispiel meinen bunten Pullover und sagte „Das sieht so schön aus!"
Julia: Ein Kind hatte sich im Urlaub mit seiner Mutter gestritten. Es wollte dann mit uns telefonieren, um seinem Ärger Luft zu machen. Die Mutter ging darauf ein und das Kind konnte dann öfter mit uns telefonieren, wenn es sich ärgerte.
Was macht Eure Pflegestelle einzigartig?
Julia: WIR! Wir beide machen sie einzigartig.
Auf dem Foto sehen Sie die Tagesmütter Christina Kohn und Julia Kiefer-Kohn (von links).
Interview und Foto: Julia Afgan