Nina Gutensohn ist seit drei Jahren als Kindertagespflegeperson in Fischbach tätig. Sie ist selbst Mutter von zwei Töchtern und betreut ihre fünf Tageskinder im Eigenheim.
Wie kamen Sie auf die Idee, diese Tätigkeit auszuüben?
Ich hatte vor vielen Jahren Flyer beim Kinderarzt gesehen und dachte direkt, das wäre dein Ding. Ich hatte damals noch Lehramt studiert. Der passende Zeitpunkt kam dann erst später, nämlich im Jahr 2020. Ich absolvierte die Qualifizierung zur Kindertagespflegeperson und machte mich anschließend auf die Suche nach passenden Räumlichkeiten. Nach dem Hauskauf in 2022 startete ich als aktive Tagesmutter.
Was schätzen Sie an Ihrer Tätigkeit, was sind die Vorteile?
Der Umgang mit Kindern ist toll. In der frühkindlichen Phase lernen sie so viel und man selbst auch. Glückliche Kinder um sich zu haben, macht mich selbst auch glücklich. Jedes Kind ist anders und es gibt den ganzen Tag lang etwas zu tun. Ich kann in meiner Arbeit selbst auch Kind sein und keiner sagt etwas. Eines meiner Kinder sagte letztens „Es soll ja allen Spaß machen hier!“. Ich finde, das trifft es sehr gut.
Was ist schwierig oder herausfordernd?
Ich habe relativ lange Arbeitszeiten und ich bin ans Haus gebunden. Ich muss Termine wie z.B. Arzttermine entsprechend gut koordinieren. Und bei eigenen Ausfällen bin ich auf die Kooperation der Eltern angewiesen.
Sie sind im Regionalverband Saarbrücken eine der ersten fünf als „Fair Trade“ zertifizierten Kindertagespflegestellen. Was bedeutet das?
Ich hatte schon immer das Motto „Bio & Gesund“. Im Rahmen der Auszeichnung über die Fair Trade Initiative des Saarlandes habe ich eine sehr interessante Schulung mitgemacht. Hier habe ich u.a. viel zum Thema Kinderarbeit und Kinderschutz erfahren. Anschließend habe ich einen Antrag mit Fragebogen ausgefüllt, in dem ich nachgewiesen habe, welche Produkte ich verwende und habe auch Fotos eingereicht. Die Schulung wird regelmäßig aufgefrischt. Zudem habe ich die Eltern informiert sowie der Fair Trade Initiative Referenzeltern angegeben.
Mit den Kindern erarbeite ich das Thema auf verschiedene Weisen. Wir haben z.B. eine große Weltkarte auf Kinderhöhe im Spielraum. Hier können die Kinder erfahren, wo unser Essen herkommt. Je nach Alter der Kinder spreche ich auch mit ihnen darüber, wer unser Essen herstellt und welche Wege es nimmt. Fair Trade Produkte, die ich regelmäßig verwende, sind z.B. Bananen und Reis. Hier erkennen die Kinder schon das Logo und erfahren, welche Wertigkeit es für mich hat. Wir haben viel Spielmaterial und auch Mobiliar wie Teppiche und Hocker aus dem Fair Trade Laden. Musikinstrumente, Puppen, Taschen, Kuscheltiere, die Auswahl ist groß.
Die Kombination „Bio und Fair“ ist beim Einkauf von Lebensmitteln leider nicht immer gegeben. Manchmal gibt es Produkte nur in „Fair Trade“ oder nur in „Bio“ und ich muss mich entscheiden. Wichtig ist mir hierbei auch, dass ich lieber einen Großeinkauf mache und mich dann zwischen den Wahlmöglichkeiten entscheiden muss, als mehrere Läden abzufahren und Sprit zu verbrauchen, um die passenden Produkte zu finden. Praktischerweise bin ich in einer Chatgruppe mit den anderen Fair Trade ausgezeichneten Tagespflegestellen vernetzt. So können wir uns gegenseitig aktuell informieren, wo es z.B. aktuell Fair Trade Bananen gibt, oder wo sie ausverkauft sind. Das erspart unnötige Fahrtwege.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Es wäre sehr gut, wenn sich das Thema weiterverbreitet, bekannter wird und mehr Kindertagespflegestellen sich auf den Weg machen. Noch besser wäre es, Fair Trade würde zum Standard werden. Der Landesverband Kindertagespflege Saar e.V. nimmt sich der Thematik an und hat die Auszeichnungen initiiert.
Weitere Informationen: https://faire-kita-saarland.de/
Interview und Foto: Julia Afgan